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Welche Pädagogik steht hinter dem Musikangebot - Welchen Effekt hat gemeinsames singen?

 

 

 

Die allermeisten Kinder haben eine erhebliche Freude, wenn sie gemeinsamen Singen dürfen. Das Alleine wäre schon ein Gewinn, denn jeder Moment der Freude im Leben eines Menschen ist ein guter Moment und wird auf der guten Erfahrungsseite gespeichert.

Ganz nebenbei werden aber mannigfaltige Kompetenzen der Kinder gebildet und unterstützt.

Singen macht glücklich

Dass diese Aussage stimmt, ist bereits vielfach und hinlänglich bewiesen. Nach bereits 30 Minuten Gesang kann man positive Effekte im Körper nachweisen. Stresshormone wie Cortisol werden abgebaut, während das Gehirn gleichzeitig aufhellende Hormone wie Beta-Endorphine ausschüttet. Dies wird weltweit als therapeutische Maßnahme von ÄrztInnen und TherapeutInnen eingesetzt. Wer also singt, bleibt gesünder.

Soziale Ebene

Zusammen singen bedeutet die spielerische Einübung sozialen Miteinanders. Kinder lernen Ihre Wirkung in Verbindung mit der Wirkung ihrer Mitsingenden einzuschätzen, lernen die Notwendigkeit des gemeinsamen Handelns und die Wirkung Ihres eigenen Anteils an der Gesamtwirkung. Sie beginnen, zu verstehen, wann freie Interpretation möglich ist und wann striktes Einhalten der Regeln absolut Sinn macht. Kinder erleben sich selber und Ihre Partner und beginnen zu verstehen, wie sie Einfluss auf eine Gruppe nehmen können, sowohl unterstützenden als auch hinderlichen. Kinder mit lauten Stimmen lernen, sich zurückzunehmen und doch der Gruppe zu dienen. Andere wiederum sind sehr tonstabil und helfen der Gruppe stets, den Ton zu halten. Rhythmisch begabte Kinder halten die mathematische Struktur eines Liedes im Rahmen und unterstützen so die Gruppe in ihrem Tun. Das Beste dabei aber ist, dass niemand Erwachsenes für diese Lern-Effekte eingreifen muss, da Kinder in den meisten Fällen ihre Rolle erkennen und mit dieser verantwortungsvoll umzugehen verstehen. Soziales Lernen erhalten wir im chorischen Singen also quasi nebenbei.

Mathematische Ebene

Rhythmik bedeutet mathematisch konkret zu handeln. Dies gilt auch für Erwachsene Personen, sogar für jene, welche von sich behaupten, mathematisch ungebildet zu sein. Für alle Menschen bedeutet singen im Chor, sich an bestimmte mathematische Vorgaben zu halten, dabei wissen sie zumeist gar nicht, dass es sich um einen einfachen 2er oder 4er Takt oder einen ungeraden 3er, 5er oder (kein Fehler) 6er Takt handelt. Das müssen sie auch nicht, da sie dirigiert werden und dadurch auch schwierigste Aufgaben zu lösen verstehen. Dennoch entwickelt sich mit einem Taktgefühl auch völlig nebenbei und drucklos das Grundverständnis für Mathematik.

Sprachbildung/ Kommunikatorische Kompetenz

Wahrscheinlich erübrigt es sich, über diesen gewünschten Nebeneffekt des Singens zu schreiben. Dennoch tue ich dies, da der Wert so exorbitant hoch ist.  Selber durfte ich Kinder, welche aus einem fremden Land zu uns kamen, dabei beobachten, wie diese innerhalb von 12 Monaten auf einen kindgerechten Spracherwerb von Deutsch als Zweitsprache aufholten (DaZ). Unumstritten ist ebenfalls, dass Kinder ihren Wortschatz erheblich anreichern, sowie die Genauigkeit der Aussprache verbessern, da sie ihre Mitstreiter immer auch beobachten und ihre eigenen Ungenauigkeiten immersiv negieren. Kinder benötigen kein: „Das hast du falsch gemacht“. Dafür erkennen Kinder sehr genau, dass Andere es anders machen und benutzen autonom und unaufgefordert das immersive Korrektiv. Was Mensch auf diese Weise lernt, verlernt er nie wieder. Aussprache, Intonation, Silbenbetonung, Silbentrennung, Versmaß, Anlaut, sowie piano und forte lernt die kleine Sängerin und der kleine Sänger quasi nebenbei.

Wahrnehmung

Mit Kindern zu singen bedeutet mehrdimensional experimentieren zu können, ohne dabei verschult zu agieren. Kinder können verschiedene Rollen einnehmen. Sie können singen oder zuhören. Sie können das Thema singen oder eine Begleitung. Jedes Mal werden die Kinder erfahren, dass sie auf das Ergebnis eine andere Wirkung haben. Dabei lernen sie, verschiede Rollen einzunehmen und schaffen einen frühkindlichen Transfer auf die unterschiedlichen Rollen eines jeden Menschen.

Singen ist gut für Lunge und Herz und stärkt die Gesundheit der SängerInnen

Forschende der Uni Göteborg (Schweden) haben diese Effekte eindeutig belegen können. Gemeinsamer Gesang verändert die Herzfrequenz positiv. Die Herzfrequenz der verschiedenen Sänger gleicht sich an und stabilisiert sich. Das ist sehr gut für das Herz-Kreislauf- System. Zu dieser positiven Wirkung kommt noch ein weiterer positiver Effekt: Durch richtige Atmung in den Bauch (welche wir miteinander üben) rutscht das Zwerchfell nach unten und gibt der Lunge der kleinen und großen SängerInnen mehr Raum. Dies geschieht völlig unbewusst, hat aber einen stark positiven gesundheitlichen Effekt.

Singen stärkt die Abwehrkräfte des Menschen

Forschende der J. W. Goethe Uni in Frankfurt haben ChorsängerInnen vor und nach dem Singen untersucht. Unter anderem nahmen sie Speichelproben. Nach dem Singen war die Anzahl der Immunglobuline A stark angestiegen. Diese in den Schleimhäuten sitzenden Stoffe bewirken ein Ansteigen der Abwehrkräfte.

Kontrollgruppen, welche der Probe nur zugehört hatten und nicht aktiv teilnahmen, hatten diesen positiven Effekt nicht.

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© 2021 by Tobias Teppe

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